geschichte vom bauernhof

Maya und der Fuchs

Diese Geschichte handelt von Maya. Sie lebt auf dem Land auf einem Bauernhof.

 

 Mayas Eltern sind Ursula und Mario, Maya hat ausserdem zwei Geschwister, einen älteren Bruder namens Max und eine kleinere Schwester, welche Anja heisst.

 

Maya ist eine fleissige Schülerin, aber kaum ist sie mit den Schulaufgaben fertig, lässt sie alles stehen und liegen und flitzt hinaus zu den Tieren.

 

Jeder auf dem Hof hat Aufgaben. Maya kümmert sich nebst dem Geschirr um die Hühner, Max ist für den Hofhund Bello sowie das Wäschewaschen zuständig und Anja versorgt die Katzen und deckt den Tisch.

 

Maya liebt ihre Hühner, es sind besondere Wesen. Wenn sie auf dem Hof herum stolzieren, gurren und manchmal auch gackern, ist Maya ganz glücklich. Sie hat all ihren Hühnern Namen gegeben, denn ein Tier mit Namen wird auf dem Hof niemals geschlachtet. Allerdings sind Mayas Namen für die Hühner sehr exotisch und speziell. Das Huhn mit den schwarzen Flecken zum Beispiel heisst „Piniponi“, das mit den langen Federn heisst „Zussel“ und das weisse Huhn mit den Beinbüscheln „Nimepel“. Die Mutterhenne ist ganz schwarz, sie wird mit „Mummi“ gerufen. Der Hahn heisst „Herr Kräh“ und die Kleinen bekommen ihre Namen erst, wenn feststeht, wie viele an Freunde abgegeben werden und wer auf dem Hof bleibt.

 

Die Hühnerpflege beginnt schon früh morgens, vor der Schule. Da muss Maya die Hühner aus dem Stall freilassen und füttern. Auch die Trinkgefässe müssen ausgewaschen und aufgefüllt werden. Dann sammelt Maya die frisch gelegten Eier ein und bringt sie schnell in die Vorratskammer im Haus. Dort lagern sie sicher, bis sie gegessen oder verkauft werden.

 

„Da haben die Hühner aber fleissig gelegt“, sagt Mutter Ursula stolz zu ihrer Tochter. „Jetzt musst du aber los, die Schule beginnt gleich!“ Bevor Maya am Nachmittag nach der Schule mit den Schulaufgaben beginnt, kontrolliert sie sorgfältig den Stall. „Ich muss schauen, dass kein Huhn Durchfall oder eine andere Krankheit hat! Ausserdem miste ich den Stall jede Woche gründlich aus und lege neues Stroh in die Legeboxen,“ erklärt sie jedem, der sie nach Hühnern oder Eiern fragt, denn das ist ihr Lieblingsthema.

 

Am Abend sieht man Maya auf dem Hofgelände herumrennen, sie ruft nach ihren Hühnern und lockt sie in den Stall. Das ist immer aufregend und braucht eine Weile, bis auch das letzte Huhn sicher im Stall übernachten kann. Beim Nachtessen erzählen die Kinder von Ihren Erlebnissen und Plänen. Max möchte gerne eine Schnupperlehre in einer Schreinerei machen, Anja träumt von Pferden mit langer Mähne und seidigem Fell.

 

„Was hast du für Pläne, Maya?“ fragt Vater Mario, als er Maya den Teller mit dampfenden Nudeln vollschöpft.

 

„Ich werde meine Hühner dressieren und dann auf dem Hoffest im Herbst eine kleine Vorführung zeigen.“

 

„Das ist aber interessant“ sagt Vater Mario „ aber ist das nicht schwierig, Hühner scheinen mir nicht unbedingt sehr gelehrig? “ „Nein, nein, das stimmt nicht, ich habe ihnen beigebracht, der Körnerspur nach zu laufen, dabei durch einen Reif zu hüpfen und über eine Schuhschachtel zu klettern. Das klappt schon ganz gut.“ Alle am Tisch sind schwer beeindruckt und Anja nimmt sich vor, auch die Katzen zu trainieren, hoffentlich hat sie dabei so viel Erfolg wie Maya, denn das braucht schon etwas Geduld und Liebe.

 

Alle reden aufgeregt durcheinander, Vater Mario erzählt, dass im Nationalzirkus auch einmal eine Kuh in einer Nummer aufgetreten ist und Schweine sollen sehr gelehrig sein. Mitten in das Geklapper von Tellern erklingt ein seltsames Geräusch durch das offen stehende Fenster.

 

Es hört sich an, als ob ein kleiner Hund bellen würde, manchmal klingt es auch ähnlich wie Katzengeschrei, wenn die sich streiten. Aber Mutter Ursula sagt „Das ist der Fuchs, es wird bald Junge geben und wie mir scheint, lebt er ganz in der Nähe im kleinen Wäldchen da oben.“

 

Oh je! Maya kommt ins Grübeln, denn wenn Füchse Junge haben, müssen die auch fressen, das heisst, der Fuchs geht auf die Jagd. „Das ist schon ok“, denkt Maya, „wenn er nur nicht meine Hühner als Futter für seinen Nachwuchs betrachtet.“

 

„Ich muss was tun!“ ruft sie aufgeregt. Jetzt wandern alle Blicke zu Ihr. „Du kannst abräumen“ meint Anja listig. „Nein, ich muss was tun wegen dem Fuchs!“, wehrt sich Maya. „Da hast du Recht“, pflichtet ihre Mutter bei, „am besten wirkt Abschreckung. Du musst den Fuchs vertreiben.“

 

Weil Füchse auch in der Nacht jagen, während die Kinder schlafen, braucht Maya eine besondere Lösung für ihr Problem. „Ich hab’s, ich bau eine Alarmanlage!“ ruft sie begeistert. Max blickt sie voller Respekt an, Vater Mario nickt bestätigend, Mama Ursula wirkt eher etwas kritisch und Anja möchte sofort wissen, wie das gehen soll.

 

„Ich habe mir folgenden Plan ausgedacht“ erklärt Maya ganz begeistert von ihrer Idee, „Ich baue eine Fuchsalarmanlage rund um den Stall. Kommt ein Fuchs, streift er automatisch über meine Alarmschnur und es bimmelt eine Glocke, ich werde dann wach und laufe schreiend auf den Hof.“ „Hoppla!“, sagt die Mutter erstaunt, „es klingt wild, aber gleichzeitig auch überzeugend. Probier das ruhig aus und wenn du Hilfe brauchst, komm einfach zu mir.“ „Ja“, sagt auch der Vater, „Mama kennt sich aus in solchen Dingen und vielleicht funktioniert es ja auch.“

 

Maya geht ganz aufgeregt ins Bett. Morgen ist Samstag, da hat sie keine Schule und kann ihren Plan sofort umsetzen. Früh schon ist Maya wach. Sie zeichnet ihren Plan auf ein grosses Blatt Papier.

 

In der Mitte zeichnet sie das Hühnerhaus, drum herum erkennt man vier niedrige Pfosten in den Ecken, rund um den Stall. Die Pfosten sind verbunden mit einer Linie, die mit Schnur angeschrieben ist. Etwas seitwärts noch ein Pfosten, etwas höher, verbunden mit einer Schnur zu den übrigen Pfosten und mit einer Glocke dran.

 

„Ah, so hast du das gemeint“, brummelt Mama Ursula während sie an ihrem Morgenkaffee nippt, „das könnte funktionieren! Du musst nur schauen, dass die Schnur nur leicht über eine Kerbe der Stöcke gespannt ist, sonst bewegt sich die Schnur nicht. Ich würde einfach an alle vier Schnurseiten eine Glocke hängen, dann brauchst du die komplizierte Verbindung zum fünften Stock nicht.“ Maya begreift sofort was ihre Mutter meint und flitzt los, um ihre Werkzeuge und Zutaten zusammen zu stellen.

 

Als erstes packt sie ihr geliebtes Schnitzmesser ein, sie hat es von ihrem Onkel zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen. Mit dem Messer will sie Äste vom Haselbusch hinter dem Hof absägen und Kerben für die Schnurspannung ins Holz einritzen. Eine Schnur braucht sie auch und vier kleine Glöcklein.

 

Zwei Stunden später ist Maya mit ihrem Werk fertig. Die ganze Familie kommt und schaut, was sie gebastelt hat. Alle sind beeindruckt, nur Anja sagt: „ Wenn du sicher sein willst, dass es funktioniert, musst du es testen. Ich lauf los und hole einer unserer Katzen für den Test.“

 

Wenig später ist Anja zurück und alle sind gespannt ob es funktioniert. Tatsächlich, die Katze läuft los, berührt die Schnur, es bimmelt. „Yuppie, es funktioniert!“ ruft Maya.

Noch nie war Maya so gespannt auf den Abend und die Nacht wie heute. Aber es geschah in dieser Nacht nichts, auch in der Folgenacht nicht und auch nicht in der Nacht danach, allerdings die Nacht darauf! Maya hörte lautes Geschrei als sie aus ihren Träumen auffuhr. Im Nu war sie draussen auf dem Hof. Max hatte das Bimmeln der Glöcklein gehört, Maya nicht. Er war laut brüllend in den Hof gerannt und jetzt stand die ganze Familie mitten in der Nacht beim Hühnerstall. „Es hat funktioniert“, frohlockte Maya, „hast du den Fuchs gesehen?“ „Ich habe etwas davonrennen gesehen, aber ob es der Fuchs war oder eine Katze, kann ich dir nicht sagen“ entgegnete Max.

 

„Wisst ihr was, das spielt doch gar keine Rolle“ meint der Vater beruhigend zu den ratlosen Kindergesichtern, „der Fuchs weiss jetzt, dass hier auf diesem Hof die Menschen mitten in der Nacht in Pyjamas auf dem Hof herumrennen und schreien, er wird sich einen anderen Hof suchen für seine Hühnerjagd.“ „Genau“, pflichtet ihm Mama Ursula bei, „der Fuchs hat uns bestimmt beobachtet und weiss jetzt Bescheid. Er ist viel zu schlau, um hier zu jagen.“ „Gut gemacht Maya, du bist so schlau wie ein Fuchs!“, sagt Max anerkennend zu seiner Schwester. Und Anja fragt in die Runde „Gibt es jetzt heisse Schokolade zum Einschlafen?" Alle lachen, gehen ins Haus, trinken gemütlich eine warme Schokolade und schlafen dann ein.

 

 Nur Maya nicht, mit der Taschenlampe unter dem Bettzeug sortiert sie ihre Schätze. Eines nach dem anderen legt sie in ihre Schatzkiste, ganz zuletzt auch das Schnitzmesser.

 

„Danke liebes Messer, du hast mir sehr geholfen, ich werde immer gut auf dich aufpassen.“ Sie legt das Messer ganz zuoberst in ihre Schatzkiste. Sie wird es bald schon wieder brauchen, da ist sie sich sicher. Dann verstaut sie die Schachtel unter dem Bett, kriecht unter die Bettdecke, löscht die Taschenlampe aus und schläft ein. In dieser Nacht träumt sie vom Fuchs, er kommt extra an ihr Bett. „Mädchen“, sagt der Traumfuchs, „du bist ganz schön schlau, ein richtiges Fuchsmädchen. Hab keine Angst, deine Hühner nehme ich nicht!“

 

Wie schön doch Träume sein können!

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Geschichte von Maya und dem Fuchs
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